SABINA ROTH – PORTRÄT – BIOGRAFIE – VOLKSSTIMME
Volksstimme – die zeitung für das oberbaselbiet | 30. März 2021
Text: david thommen, Chefredaktor Volksstimme
Foto-Kolumne: die eiche – königin der bäume – sabina roth
art photography: copyright © by sabina roth
Lauter Bäume vor der Linse
Baselbiet | Eine Foto-Serie der Reigoldswiler Fotografin Sabina Roth
By David Thommen, Chefredaktor Volksstimme
Fotografieren ist ihre Leidenschaft und überdies ihr Beruf. Besonders angetan haben es Sabina Roth Bäume – vor allem Eichen. Die «Volksstimme» zeigt in loser Folge eine Serie mit Bildern, die rund um Schloss Wildenstein oberhalb von Bubendorf entstanden sind.
Frau Roth, lassen Sie uns über Bäume sprechen! Die Reigoldswiler Fotografin Sabina Roth (49) ist sofort voll und ganz bei der Sache: «Mir vermitteln sie Ruhe, Stabilität und Ausgleich.» Und wie erklären Sie sich das? «Es ist die Ausstrahlung!» Umarmen Sie die Bäume? «Ich umarme sie eher mit meinen Augen. Ich habe grossen Respekt vor der Schönheit der Natur. Die ältesten Bäume, die ich regelmässig fotografiere, sind mehr als 500 Jahre alt. Sie stehen einfach da, ganz egal, was ringsherum in der Welt gerade so passiert. Ich bewundere das – besonders in unserer schnelllebigen Zeit.»
Sabina Roth war einst als Marketingplanerin und ausgebildete PR-Fachfrau bei der «Oris» in der Welt der Uhrenbranche daheim und war nicht zuletzt für die Auftritte der Firma an der Baselworld verantwortlich. Später wechselte sie zur Basellandschaftlichen Gebäudeversicherung und betreute hier alles, was aus diesem Haus an Werbung und Publikationen herausgebracht wurde. Daneben fotografierte sie stets in ihrer Freizeit – und wollte irgendwann mehr: 2009 orientierte sie sich neu und stieg beim Fotografen Peter Gartmann in dessen Münchensteiner Atelier ein. Sie machte damit «Learning by Doing» ihre Leidenschaft zum Beruf. 2014 folgte die Selbstständigkeit als erfolgreiche Fotografin mit Firmensitz in Reigoldswil, wo sie aufgewachsen ist. Zusätzlich zur Fotografie unterstützt sie Firmen rund um die Kommunikation bei der Erstellung von Online- oder Druckprodukten.
Zeit für die Natur
Roth fotografiert in erster Linie für Firmen – für Plakate, Geschäftsberichte, ganze Bücher (wie kürzlich mit «Basel – Nachtlichter am Rhein» für ein Optiker-Unternehmen) und vieles andere mehr (wie Architekturfotos, Porträts usw.). Sie produziere «anspruchsvolle und ausdrucksstarke Fotografie», sagt sie. Und nun ganz Foto-Profi, pflegt sie ihre Passion für das Fotografieren in der freien Natur weiter.
Gerade jetzt, während Corona, habe sie mehr Zeit dafür, da die Auftragslage für sie als Selbstständige spürbar schwieriger geworden sei, sagt sie. Häufig anzutreffen ist sie im Naturschutzgebiet beim Schloss Wildenstein oberhalb von Bubendorf, wo es den schönsten alten Eichenbestand im ganzen Baselbiet gibt: «Es ist mystisch dort.» Speziell am Morgen früh und am Abend während der blauen Stunde, wenn das Licht weich und sanft ist, sei die Stimmung am schönsten: «Es sind faszinierende, ruhige Momente, die mich immer wieder begeistern.» Fast niemand sei zu diesen Stunden dort unterwegs.
Zusammen mit ihrem Fotografenkollegen Peter Gartmann hat Roth einen Bildband zu den Wildenstein-Eichen produziert, der allerdings nicht im Buchhandel erhältlich ist. Der Titel lautet «Die Eiche – Königin aller Bäume». Unter diesem Titel läuft nun auch die Serie der «Volksstimme» mit Eichenfotos im Jahresverlauf, mit der wir heute starten (siehe Seite 4). «Bäume sind wie Skulpturen, die sich ständig wandeln – und dabei immer beeindrucken und majestätisch aussehen», sagt Roth.
Künstlerische Bäume
Allerdings ist die Reigoldswilerin nicht gänzlich auf Eichen fixiert. In einem anderen Bildband widmet sie sich den Kirschbäumen («Baum der Liebe – Baum des Glücks»). Ein weiteres Buch hat sie 2018 zusammen mit Fotograf Gartmann mit bislang unveröffentlichten Bildern der «Wrapped Trees»-Ausstellung des Künstlerpaars Christo und Jeanne-Claude, die Gartmann 1998 im Berower Park der Fondation Beyeler in Riehen fotografierte, vorgelegt.
Im zweiten Teil dieser Publikation sind eigenständige Baumbilder zu sehen, die künstlerisch verfremdet das Christo-Thema auf interessante Weise interpretieren. Die zum Teil übereinandergelegten Baum-Fotos bekommen einen gemalten Charakter, wirken wattig und so transparent, als würde man grossformatige Glasnegative aus einer alten, grossformatigen Plattenkamera betrachten.
Einen weiteren Bildband mit lauter Baum- und Waldbilder von Sabina Roth hat die 2012 mit dem Binding Waldpreis ausgezeichneten «Forstbetriebsgesellschaft Am Blauen» herausgegeben. Roth hat dafür den Blauenwald im Leimental über längere Zeit in all seinen Facetten porträtiert. Und dann noch dies: Sabina Roth gestaltete 2018/2019 im Auftrag der Bürgergemeinde der Stadt Basel die Ausstellung «Basler Baum-Skulpturen», für die sie vorwiegend markante Bäume der Stadt-Pärke kunstvoll ins Bild rückte.
Bäume, Bäume und nochmals Bäume also. Sabina Roth erinnert zum Abschluss unseres Gesprächs an den 1986 verstorbenen deutschen Künstler Joseph Beuys. Dieser hatte 1982 während der Kunstausstellung Documenta in Kassel 7000 Eichen als Kunstprojekt pflanzen lassen und das Projekt «Stadtverwaldung statt Stadtverwaltung» genannt. Von ihm ist folgende Baumweisheit überliefert: «Die Bäume sind nicht wichtig, um dieses Leben auf der Welt aufrecht zu erhalten. Die Bäume sind wichtig, um die menschliche Seele zu retten.» «Dieses Zitat passt zu mir», sagt Sabina Roth, bevor wir in Richtung des Sissacher Ebenrainparks aufbrechen, um ein Foto der Fotografin zu machen. Dort hat es viele schöne alte Bäume.
David Thommen, Chefredaktor Volksstimme
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