wrapped trees – christo and jeanne-claude – fondation beyeler exhibition 1998














wrapped trees – christo – christo and jeanne-claude – fondation beyeler – photos by peter gartmann 1998 – copyright photos © peter gartmann + sabina roth
wrapped trees – christo and jeanne-claude – photos by peter gartmann
copyright photos © peter gartmann + sabina roth
Die zauberhaften Verhüllungen von Christo und Jeanne-Claude
„Die Werke von Christo sind zwischen der Erscheinung grosser Architektur bis zu ziehenden Wolken anzusiedeln. Realistisch verschnürte kubistische Skulpturen, die auf der Erde stehen, aber vollkommen entmaterialisiert sind – in den Himmel schweben.“ – Ernst Beyeler
„Das fertige Werk soll makellos wie ein Schmetterling erscheinen.“ – Jeanne-Claude
Christos meint: „Es ist total irrational und sinnlos.“ Doch die Schönheit seiner in abstrakte Objekte verwandelten Gebäude und Landschaften faszinierte Millionen von Menschen.
Stets war es ein Spiel aus Form, Licht und Farbe, wenn Christo wieder ein Stück Welt mit Kunststoffbahnen überzog. Mit seiner Frau Jeanne-Claude kämpfte er von ersten Plänen bis zur Realisierung eines Projekts teils mehrere Jahrzehnte lang.
Flüchtigkeit des Lebens – Die Vergänglichkeit der temporären Grossinstallationen erinnerte an die Flüchtigkeit des Lebens selbst. „Es ist irgendwie naiv und arrogant, zu glauben, dass dieses Ding für immer bleibt, für die Ewigkeit“, bemerkte Christo.
Leuchtende Kunststoffflächen, Bauwerke und Landstriche, wie zu überdimensionalen Geschenken oder Paketsendungen verpackt – faszinierende Bilder werden von Christos Arbeit in Erinnerung bleiben. „All diese Projekte haben eine starke Dimension des Fehlens, der Zurückhaltung“, sagte Christo. „Sie werden verschwinden, wie unsere Kindheit, unser Leben.“
Wrapped Trees – Ernst Beyeler, Fondation Beyeler, Riehen – Switzerland
Werke von Christo wurden nie wiederholt. Zwar hatten sie 1969 eine Verhüllung der Bäume auf den Champs-Elysées in Paris geplant, diese wurde aber nicht bewilligt. So hat das Künstlerpaar auch in Riehen erst- und einmalig eines ihrer sensibelsten Verhüllungsprojekte realisiert; die Bäume schützend und gleichzeitig verzaubernd.
Ernst Beyeler hatte 1996 die erste Idee für die Ausstellung über die Bäume in der Fondation Beyeler. Ab dem 13. November 1998 wurden 178 Bäume mit 55’000 m2 Polyestergewebe und 23.1 km Seil verhüllt. Noch während der Verhüllungsarbeiten wurde die Anzahl der verhüllten Bäume mehrmals verändert, da Christo und Jeanne-Claude auch in letzter Minute noch zusätzliche Bäume und Büsche in die Verhüllung einschlossen.
Die Äste der verhüllten Bäume drückten das durchsichtige Gewebe nach aussen und schufen dabei ein dynamisches Volumen mit Licht und Schatten. Die durch Seile und Stoff geschaffene Oberflächen bewegten sich im Wind und entwickelten immer neue Formen.
„Das Geheimnis der Welt befindet sich im sichtbaren, nicht im unsichtbaren.“
Oscar Wilde
Magie des Moments – Christo
„Meine Kunst ist flüchtig und sinnbefreit.“ Doch keiner hat die Vergänglichkeit eleganter zelebriert, die Magie des Moments leichter eingefangen als Christo.
Verhüllen, um zu enthüllen – Dinge sichtbar machen, die so vertraut sind, dass sie schon gar nicht mehr richtig wahrgenommen werden.
Die Bäume rund um die Fondation stehen auf einmal wie kubistische Skulpturen in der Landschaft. Man steht da, schaut auf die verhüllten Bäume, umwerfend schön sind sie, wenn die Sonne auf die Stoffe fällt und die Äste plötzlich durchschimmern, sieht man das Leben der Bäume vor sich. Man sieht das Blut durch die Adern der Äste strömen.
Melancholie sei für Christo ein zentraler Begriff – Melancholie, nicht im Sinne von Traurigkeit – sondern im Sinne von «Nachdenken über». Nach-denken. Selten hat man die ursprüngliche Bedeutung des Wortes so gut verstanden.
Ihrer Kunst ist aber nicht anzumerken, welche Hürden sie haben nehmen müssen. Die Hürden waren in Berlin grösser als in Riehen. Logisch. Ernst Beyeler wollte das Projekt unbedingt. Ihn interessierte die Verbindung von Kunst, Politik und Ökologie. Das alles gehöre für ihn sowieso zusammen, sagte er damals sinngemäss.
Man kann sie weder konservieren noch kaufen – nur in Erinnerung behalten. Christo hat immer plädiert, seine Kunst sei vergänglich und erinnere an die Vergänglichkeit. Sie kommt. Sie geht. Wie wir.
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Christo – der Ingenieur des Wunderbaren!
Märchenhafte, leichte Stimmung.
Christo verhüllte Dosen, Flaschen, Stühle, ein Auto – einfach alles, was er finden konnte – Alltagsgegenstände, die weder besonders schön noch interessant waren. Stillschweigend setzte er voraus, dass jedes, aber auch jedes Objekt seinen Platz in der Kunst haben konnte. Es gab für ihn keine Hierarchien der künstlerischen Ausdrucksformen und Inhalte.
Christo versteht die Verhüllung als Zeichen der „Zerbrechlichkeit und Verletzbarkeit der Dinge“.
Christo and Jeanne-Claude – Chronologie der wichtigsten Kunstwerke und Kunstprojekte
Christo Wladimirow Jawaschew: 13.06.1935 – 31.05.2020
Jeanne-Claude Denat de Guillebon: 13.06.1935 – 18.11.2009
1961: Gestapelte Ölfässer und Verhüllungen im Hafen, Kölner Hafen
1962: Der Eiserne Vorhang – The Iron Curtain: Mauer aus Ölfässern, Rue Visconti, Paris, 1961–1962
1964: Ladenfronten
1968: 5.600-Cubicmeter-Package, 4. documenta, Kassel, 1967–1968
1968: Verhüllter Brunnen und Turm, Spoleto
1968: Verhüllte Kunsthalle Bern
1969: Verhüllte Küste – Wrapped Coast, Little Bay, Australien
1969: Amerika-Haus Heidelberg, Deutsch-Amerikanisches Institut Heidelberg, 15. Mai 1969
1969: Verhülltes Museum of Contemporary Art, Chicago
1970: Verhülltes Denkmal für Vittorio Emanuele, Piazza del Duomo, Mailand, 1969–1970
1970: Verhülltes Denkmal für Leonardo da Vinci, Piazza della Scala, Mailand, 1969–1970
1970: Wrapped Living Space das Futuro Haus von Charles Wilp auf dem Dach seines Hauses
1971: projekt mon SCHAU in Monschau in der Eifel
1972: Talvorhang – Valley Curtain, Grand Hogback, Rifle, Colorado, 1970–1972
1972: Teilnahme an der documenta 5 in Kassel
1974: Meeresfront, Newport, Rhode Island
1974: Verhüllte römische Stadtmauer (Porta Pinciana), Rom, 1973–1974
1976: Laufender Zaun – Running Fence, Sonoma und Marin Counties, Kalifornien, 1972–1976
1977: Teilnahme an der documenta 6 in Kassel
1978: Verhüllte Parkwege – Wrapped Walk Ways, Loose Park, Kansas City, 1977–1978
1983: Umsäumte Inseln – Surrounded Islands, Biscayne Bay, Greater Miami, Florida, 1980–1983
1985: Der verhüllte Pont Neuf, Paris, 1975–1985
1991: Die Schirme – The Umbrellas, Japan-USA, 1984–1991
1995: Verhüllter Reichstag, Berlin, 1971–1995
1998: Verhüllte Bäume – Wrapped Trees, Fondation Beyeler und Berower Park, Riehen, 1997–1998
1999: Die Mauer, 13.000 Ölfässer, Gasometer Oberhausen, Oberhausen, 1999
2005: Die Tore – The Gates, Central Park, New York City, 1979–2005
2013: Grosses Luft Paket – Big Air Package, Gasometer Oberhausen, Oberhausen, 2013
2016: The Floating Piers, Iseosee (Italien)
2018: The London Mastaba, London
2021: L’Arc de Triomphe, Wrapped, Paris, 18. September – 3. Oktober 2021
Christo starb am 31. Mai 2020 in seinem Haus in New York City.
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weitere bilder aus der serie – christo – wrapped trees – photos © peter gartmann – art + photography, switzerland – art picture collection susanne minder
weitere bilder aus der serie – christo and jeanne-claude – wrapped trees – photos © peter gartmann – art + photography, switzerland – art picture collection susanne minder
siehe auch – art photography from the series – verloren in den bäumen – lost in the trees – by © peter gartmann + sabina roth – art + photography, switzerland – art picture collection susanne minder
siehe auch art photography aus der serie – the call of light – der ruf des lichts – by sabina roth + peter gartmann – art + photography, switzerland – art picture collection susanne minder
im weiteren art photography aus der serie – basel nachtlichter am rhein – art book – für ramstein optik – by sabina roth + peter gartmann – art + photography, switzerland – art picture collection susanne minder